War­um wird auch heut­zu­ta­ge noch mit ana­lo­gen Objek­ti­ven foto­gra­fiert? Ein bunt illu­strier­ter Exkurs in Theo­rie und Pra­xis.

War­um soll­te jemand zur alten Ana­log­lin­se grei­fen, wenn es heut­zu­ta­ge Objek­ti­ve mit bes­ser ver­gü­te­ten, prä­zi­ser geschlif­fe­nen Lin­sen und dazu Kom­fort­funk­tio­nen wie Auto­fo­kus und Blen­den­au­to­ma­tik gibt? Die Beweg­grün­de kön­nen unter­schied­li­cher Natur sein und sind im Fol­gen­den beleuch­tet. Anschlie­ßend sehen wir uns die beson­de­ren, mit­un­ter ein­zig­ar­ti­gen Abbil­dungs­ei­gen­schaf­ten ana­lo­ger Opti­ken an.

Beweg­grün­de für das Foto­gra­fie­ren mit ana­lo­gen Objek­ti­ven

Brom­bee­ren, foto­gra­fiert mit dem Objek­tiv Pan­co­lar 50 1.8

Erler­nen phy­si­ka­li­scher, opti­scher Gesetz­mä­ßig­kei­ten

Nimmt man eine top­mo­der­ne System­ka­me­ra in die Hand, kön­nen die Anfän­ger-Tuto­ri­als etwas abstrakt wir­ken, da es letzt­end­lich nur um das Ein­stel­len ver­schie­de­ner Zah­len­wer­te an Knöp­fen oder im Kame­ra­menü geht. Ganz anders bei gro­ßen, ana­lo­gen Gerä­ten: 

Dreht man am Blen­den­ring, lässt sich deut­lich das Öff­nen und Schlie­ßen der Blen­den­la­mel­len beob­ach­te, und wie sich das auf die Schär­fen­tie­fe und die Abbil­dungs­lei­stung des Objek­ti­ves aus­wirkt, sprich: Frei­stell-Effekt sowie Details und Schär­fe im Foto. Der Ver­lauf des Lich­tes durch die Lin­sen lässt sich dadurch fast greif­bar nach­voll­zie­hen und ein­fach ver­ste­hen.

Mit dem Ver­stel­len der Blen­de ändert sich natür­lich auch die Men­ge des durch­ge­las­se­nen Lich­tes, sodass der Zusam­men­hang mit Belich­tungs­zeit und ISO-Wert offen­sicht­lich wird.

Fällt das Licht durch die gan­ze Flä­che der Lin­sen ein, sind auch deren Rand­be­rei­che betrof­fen, in denen es, je nach Objek­tiv, zu leich­tem bis star­kem Detail­ver­lust kommt – das Motiv ver­schwimmt nach außen hin. Mit dem Schlie­ßen der Blen­de lässt sich am Kame­ra­dis­play beob­ach­ten, wie sich die Abbil­dungs­lei­stung des Objek­tivs ver­än­dert.

Ent­schleu­ni­gung, inten­si­ve­res Foto­gra­fie­ren

Ana­log­ob­jek­tiv Heli­os 44–2 58 mm f 2 — Blen­den- und Fokus-Ska­la

Durch die zwin­gend vor­zu­neh­men­den Ein­stel­lun­gen am Objek­tiv muss sich der Foto­gra­fie­ren­de genau mit dem Motiv und sei­nen Ideen vom fer­ti­gen Foto aus­ein­an­der­set­zen. Man hat vol­le Kon­trol­le, aber auch vol­le Ver­ant­wor­tung. Der Arbeits­pro­zess ist län­ger, das Ergeb­nis aber mit­un­ter auf Anhieb dem Wunsch ent­spre­chend. Die­se Art des Foto­gra­fie­rens steht in einem kras­sen Kon­trast zum Kon­sum der all­täg­li­chen Flut an (Bild-) Infor­ma­tio­nen, und kann ein regel­recht medi­ta­ti­ver Vor­gang sein.

Die Hap­tik – Hea­vy Metal

Man­che Objek­ti­ve sind voll­stän­dig aus Metall und Glas gefer­tigt. Der Objek­tiv­kör­per ist kühl und schwer, alle Ele­men­te wir­ken beim Grei­fen und Bewe­gen unglaub­lich sta­bil. Dazu leicht­gän­gi­ge Blen­den­rin­ge mit kla­ren Ein­rast­punk­ten, und ein direk­ter Fokus, ohne digi­ta­le Über­set­zung für einen Motor, sodass die Foku­se­be­ne unver­fälscht und zu 100 % direkt von der Bewe­gung der eige­nen Hand ver­scho­ben wird. Die Hap­tik so eines Objek­tivs ist unver­gleich­lich.

Der hand­werk­li­che Aspekt

Im Ver­gleich zum blo­ßen Drücken des Aus­lö­sers bei Voll­au­to­ma­tik, ist der manu­el­le Anteil beim Ana­log­ob­jek­tiv sehr hoch. Das foto­gra­fi­sche Erzeug­nis muss sel­ber erar­bei­tet wer­den.

Zudem hat man bei man­chen Model­len das Gefühl, ein uraltes und irr­sin­nig robu­stes Werk­zeug in der Hand zu hal­ten, das auch nach 100 Jah­ren noch funk­tio­nie­ren kann (was es auch wür­de, inso­fern es zwi­schen­durch neu gefet­tet wird), was dem Umgang mit der Kame­ra etwas beson­de­res ver­leiht. 

Gün­stig und ver­füg­bar

Dach­bo­den­fund: Ana­log­ka­me­ra Voigt­län­der Bessa‑L

Gün­stig ist rela­tiv. Bei über­ra­gen­den Abbil­dungs­ei­gen­schaf­ten und hoher Licht­stär­ke kann der Preis schnell jenen moder­ner Ein­stei­ger-Objek­ti­ve über­tref­fen und im unte­ren bis mitt­le­ren drei­stel­li­gen Bereich lan­den; bei Kult­ob­jek­ti­ven nam­haf­ter Her­stel­ler sind auch vier­stel­li­ge Prei­se zu beob­ach­ten.

Mit ein wenig Glück sind gute Opti­ken aber für wenig Geld auf Floh­märk­ten zu fin­den, und inzwi­schen gibt es auch Her­stel­ler, die neue Ana­log­ob­jek­ti­ve pro­du­zie­ren. Viel häu­fi­ger aber kann es vor­kom­men, dass ein Bekann­ter noch eines hat, oder sich eine Kiste auf einem Dach­bo­den fin­det – dann muss ledig­lich ein digi­ta­ler Kame­ra­kör­per gewählt und ein Adap­ter besorgt wer­den, und schon ist ein voll funk­ti­ons­fä­hi­ges Kame­ra­sy­stem ein­satz­be­reit, des­sen Bil­der genau­so wie alle ande­ren Bild­da­tei­en gehand­habt wer­den kön­nen.

Eine Aus­wahl hier ver­wen­de­ter Ana­log­ob­jek­ti­ve

Carl Zeiss Jena Pan­co­lar 50 mm f 1.8

Carl Zeiss Jena Flek­to­gon 35 mm f 2.8

Ana­log­ob­jek­tiv Carl Zeiss Jena Flek­to­gon 35 mm f 2.8, foto­gra­fiert mit Pan­co­lar 50 mm f 1.8

USSR Heli­os 44–2 58 mm f 2

Vor­ran­gig zu beden­ken­de Abbil­dungs­feh­ler kön­nen sein:

  • Rand­un­schär­fe
  • Kon­trast­ver­lust bei Gegen­licht
  • Detail­ver­lust bei Offen­blen­de
  • Licht­re­fle­xio­nen im Objek­tiv

Bei den hier betrach­te­ten Objek­ti­ven han­delt es sich wei­test­ge­hend um Opti­ken, die zum Höhe­punkt ihrer Zeit qua­li­ta­tiv der soli­den Mit­tel­klas­se ent­spra­chen. Betrach­tet man Pre­mi­um-Objek­ti­ve wie etwa aus dem Hau­se Lei­ca, wird man auch bei denen aus jener Zeit bereits eine über­ra­gen­de Bild­qua­li­tät beob­ach­ten kön­nen, und auf die­se tref­fen vie­le der hier auf­ge­führ­ten Punk­te nicht zu, ein­fach weil deren Lin­sen bes­ser ver­gü­tet und prä­zi­ser geschlif­fen wor­den waren.

Was aber — rein tech­nisch gese­hen — Feh­ler sind, kann sich zugleich zu einer Stär­ke umkeh­ren, wenn sie bekannt sind und als Stil­mit­tel ein­ge­setzt wer­den.

Beson­de­re Bild­ei­gen­schaf­ten durch ana­lo­ge Objek­ti­ve

Licht­re­fle­xio­nen im Objek­tiv — Über­strah­len

Inner­halb des Objek­tivs wird ein Teil des ein­fal­len­den Lichts zwi­schen den Lin­sen reflek­tiert, wodurch es zum Über­strah­len beson­ders hel­ler Objek­te kommt. Dies kann eine fas­zi­nie­ren­de Bild­wir­kung erzeu­gen: Details im Bild, oder gar das Haupt­mo­tiv, strah­len im Wort­sinn – der Betrach­ter kann das Glei­ßen regel­recht spü­ren.

Rand­un­schär­fe + Foto­gra­fie­ren bei Offen­blen­de

Durch die Detail­re­duk­ti­on im Rand­be­reich wird das Auge in der Bild­mit­te gehal­ten. Die­ser Effekt tritt beson­ders stark bei Offen­blen­de auf, die das Motiv zugleich am stärk­sten frei­stellt. Es wird zusätz­lich aus sei­ner Umge­bung her­aus­ge­ar­bei­tet, und das funk­tio­niert selbst bei gro­ßen Objek­ten, wie etwa einer rie­si­gen Buche.

Ins Extre­me getrie­ben, kann durch solch ver­schwim­men­de Bild­be­rei­che eine sur­rea­ler, traum­ar­ti­ge Anmu­tung ent­ste­hen — das Auge ver­weilt im schär­fe­ren Zen­trum der Foto­gra­fie, wird nicht durch über­mä­ßi­ge Details abge­lenkt, Licht und Far­ben ent­fal­ten ihre vol­le Wir­kung, und zugleich wer­den wir an Traum­bil­der erin­nert, die wir nur noch in Bruch­stücken vor Augen haben. 

Schär­fen­tie­fe — Frei­stel­len

Wird der Detail­ver­lust bei Offen­blen­de akzep­tiert, kann mit einem Pan­co­lar 50 mm f 1.8 oder Heli­os 58 mm f 2 das Motiv stark frei­ge­stellt wer­den. Durch die Licht­stär­ke so einer Optik kann die Blen­de leicht geschlos­sen wer­den, sodass Detail­grad und Schär­fe stark erhöht wer­den, aber immer noch eine deut­li­che Dif­fe­ren­zier­bar­keit zum Hin­ter­grund besteht.

Bokeh

Man­che Objek­ti­ve haben ein beson­ders cha­rak­te­ri­sti­sches Bokeh. Das Flek­to­gon etwa hat eine Blen­de, die aus fünf Lamel­len besteht, sodass sich beim Abblen­den fünf­ecki­ge Licht­flecken erge­ben. Die Blen­de des Pan­co­lar erzeugt sechs­ecki­ge Bokeh-Effek­te, und das Heli­os hat acht Lamel­len, wodurch die Bokeh-Refle­xe auch bei star­kem Abblen­den nahe­zu kreis­rund sind.

Abbil­dungs­lei­stung

Man­che alte Ana­log­op­ti­ken ste­hen moder­nen Objek­ti­ven in nichts nach, wenn man sie im opti­ma­len Arbeits­be­reich ver­wen­det. Zugleich haben Fotos, die mit ihnen auf­ge­nom­men wur­den, eine unmerk­lich wei­che Anmu­tung. Die Kan­ten fei­ner Objek­te sind weni­ger scharf, was Bil­dern im Gesam­ten eine ange­neh­me­re Aus­strah­lung ver­lei­hen kann. Hier kommt es ganz auf den Ein­satz­be­reich und das gewünsch­te Ergeb­nis an.

Kon­trast­ver­lust

Hoch­wer­ti­ge moder­ne Objek­ti­ve kön­nen, dank wei­ter­ent­wickel­ter Beschich­tun­gen der Lin­sen, pro­blem­los bei Gegen­licht ver­wen­det wer­den. Alte Ana­log­ob­jek­ti­ve zei­gen hier schnell Kon­trast­ver­lust – bei direk­tem und star­kem Gegen­licht mit­un­ter enorm. Die­ser Effekt kann gezielt ein­ge­setzt wer­den, wenn Pastell­tö­ne und eine kon­trast­ar­me Abbil­dung erzielt wer­den soll. Eine Hand als Son­nen­blen­de reicht anson­sten aus, um die­sen Effekt stark zu mini­mie­ren.

Lens fla­res – Blend-Effek­te des Objek­tivs

Bei star­ken Licht­quel­len oder ein­strah­len­der Son­ne aus bestimm­ten Win­keln kommt es zu Lens fla­res. Wäh­rend bei hoch­wer­ti­gen, moder­nen Objek­ti­ven ledig­lich eine stern­för­mi­ge Licht­struk­tur zu sehen ist, erzeu­gen alte Ana­log­ob­jek­ti­ve ein regel­rech­tes Effekt­feu­er­werk: Durch die Lamel­len­kon­struk­ti­on der Blen­de wird das Licht in vie­le Strah­len gebro­chen und gelenkt, und die Ver­gü­tun­gen der Lin­sen ver­ur­sa­chen far­bi­ge Arte­fak­te. Dies kann zu sagen­haf­ten Bild­kom­po­si­tio­nen füh­ren, und, wie auch das Über­strah­len, die Bild­wir­kung und –Stim­mung maß­geb­lich prä­gen.

Man­che Licht­re­fle­xe geben Foto­gra­fien eine Retro-Note. Ande­re wie­der­um kön­nen einen Ein­druck erzeu­gen, der gänz­lich ins Gegen­teil aus­schlägt und futu­ri­stisch anmu­tet, regel­recht an ein Sci­ence-Fic­tion-Sze­na­rio erin­nert, oder eines jener Fotos, das von den Welt­raum­agen­tu­ren ver­öf­fent­licht wird. Die Kame­ra könn­te zu einer Son­de gehö­ren, die einen fer­nen Pla­ne­ten erkun­det — elek­tro­ma­gne­ti­sche Fel­der pas­sie­ren die fremd­ar­ti­ge Atmo­sphä­re und stö­ren den Foto­sen­sor, und die benach­bar­te Son­ne strahlt mit einer Inten­si­tät, die selbst die High-Tech-Lin­sen des For­schungs­ge­rä­tes an ihre Gren­zen bringt:   

Son­nen­auf­gang-Wald­land­schaft mit Objek­tiv Flek­to­gon 35 2.8

An die­ser Stel­le endet der Exkurs. Für Tipps, wie man ein gutes Ana­log­ob­jek­tiv aus­fin­dig machen kann, ist im Fol­gen­den ein Leit­fa­den zusam­men­ge­stellt.


Wie fin­de ich ein gutes Ana­log­ob­jek­tiv für digi­ta­le Foto­gra­fie?

Vor­aus­set­zung:

  • Eine System­ka­me­ra (DSLM – Digi­tal Sin­gle Lens Mir­ror­less) mit vol­lem Manu­ell-Modus
  • Ein Adap­ter, der vom Bajo­nett der Kame­ra aufs Bajo­nett des Objek­tivs über­brückt

Die­se Eigen­schaf­ten soll­te das Objek­tiv mit­brin­gen:

Auch damals wur­den ton­nen­wei­se Bil­lig­ob­jek­ti­ve pro­du­ziert. Selbst die Objek­ti­ve des soli­den, mitt­le­ren Preis­seg­men­tes wei­sen Merk­ma­le auf, die wir gezielt als Stil­mit­tel ein­set­zen müs­sen, anson­sten wür­den sie sich nega­tiv auf die Qua­li­tät unse­res Fotos aus­wir­ken. Für alte Ana­log-Objek­ti­ve bedeu­tet das:

Hohe Licht­stär­ke

Ein licht­star­kes Objek­tiv ermög­licht:

  • Abblen­den: Durch die hohe Licht­stär­ke kön­nen wir etwas abblen­den. Selbst dann noch haben wir einen hohen Frei­stell-Effekt, aber die Abbil­dungs­lei­stung des Objek­tivs ver­stärkt sich oft ekla­tant.
  • Vie­le Ein­satz­mög­lich­kei­ten: ver­stärk­ter Frei­stell­ef­fekt bei Offen­blen­de, wei­che Anmu­tung, Spiel­raum für Bokeh und Foto­gra­fie bei wenig Licht

Nor­mal­brenn­wei­te

Ob nun eher Pan­ora­ma, Por­trait, oder mit star­kem Tele foto­gra­fiert wird, ist natür­lich jedem sel­ber über­las­sen. Ein gro­ßer Vor­teil der Nor­mal­brenn­wei­te ist: Es gab bzw. gibt sehr vie­le 50 mm-Objek­ti­ve, da 50 mm an Klein­bild ein weit ver­brei­te­tes Stan­dard-For­mat war, das soge­nann­te „Repor­ta­ge-For­mat“.

Unter den 50 mm-Objek­ti­ven gibt es auch vie­le, die sehr licht­stark sind. Neben der Licht­stär­ke selbst bie­ten sie den Vor­teil, dass mit ihnen selbst bei leich­tem Abblen­den noch her­vor­ra­gend frei­ge­stellt wer­den kann.

Es ist abhän­gig von der Sen­sor­grö­ße der Kame­ra, wel­che tat­säch­li­che Brenn­wei­te wir erzie­len – der Bild­sen­sor der Fuji X‑T1 etwa ist klei­ner als 35 mm-Film, und es wird somit nur ein Teil der Lin­sen­flä­che genutzt, wodurch die Brenn­wei­te des Ana­log­ob­jek­tivs (das für 35 mm-Kame­ras gebaut wur­de) mit 1,5 mul­ti­pli­ziert wer­den muss. Ein 50 mm-Objek­tiv wird an der X‑T1 somit zu einer 75 mm-Brenn­wei­te (ide­al für Por­traits und in Sze­ne gesetz­te Objek­te). Ein 50 mm-Objek­tiv ergibt an einer moder­nen Voll­for­mat-Kame­ra folg­lich eben­falls wie­der 50 mm.

Ein­wand­frei­er Zustand

Wer ein ana­lo­ges Objek­tiv zer­le­gen, rei­ni­gen, und – beson­ders wich­tig – auch wie­der zusam­men­bau­en (und, in man­chen Fäl­len, zen­trie­ren) kann, wird dar­auf nicht beson­ders ach­ten müs­sen. Anson­sten gilt:

Funk­tio­nie­ren­de Blen­de

Das Objek­tiv soll­te eine funk­tio­nie­ren­de Blen­de haben. Sprich: Dreht man den Blen­den­ring, müs­sen sich alle Blen­den­la­mel­len ein­wand­frei und augen­blick­lich ent­spre­chend schlie­ßen bzw. öff­nen. Regt sich nichts, oder bewe­gen sich die Lamel­len lang­sam oder zei­gen schwar­ze Schlie­ren, ist das Objek­tiv ver­h­arzt. Dies hie­ße, es müss­te zer­legt und die Lamel­len gerei­nigt wer­den.

Kein Pilz im Objek­tiv

Es soll­te sich kein Pilz im Objek­tiv befin­den. Wer­den Objek­ti­ve zu lang zu feucht gela­gert, kön­nen auf den inne­ren Lin­sen Pil­ze wach­sen. Sie sehen aus wie fei­ne Wur­zel­ge­flech­te und kön­nen leicht erkannt wer­den, indem man in das Objek­tiv hin­ein­leuch­tet und (in die­sel­be Rich­tung!) hin­ein­blickt. Im Gegen­licht las­sen sie sich eben­falls erken­nen. Pilz­be­fall kann auch bei moder­nen Objek­ti­ven auf­tre­ten, sogar beim Erwerb vom Händ­ler (auf Online-Platt­for­men schon erlebt). Das Pilz­ge­flecht kann zum einen für Licht­bre­chun­gen im Objek­tiv sor­gen, zum ande­ren greift der Pilz die Ver­gü­tung der Lin­sen an, was genann­tes ver­stärkt. Leich­ter Pilz­be­fall kann ohne wei­te­res beho­ben wer­den, wenn das Objek­tiv zer­legt und die Lin­sen gerei­nigt wer­den.

Funk­tio­nie­ren­der Fokus

Ist der Teil des Objek­tivs, der für das Fokus­sie­ren rotiert wird, schwer bis kaum beweg­lich, deu­tet es auf eine Ver­har­zung hin – das Objek­tiv muss teil­zer­legt, gerei­nigt und neu gefet­tet wer­den. Hier­für dür­fen nur aus­ge­wähl­te Fet­te ver­wen­det wer­den, die nicht zer­flie­ßen und sich im Objek­tiv aus­brei­ten.

Nicht zu viel Staub im Objek­tiv

Durch das Fokus­sie­ren bewegt sich der Tubus des Objek­tivs hin­ein und hin­aus, was einen Unter­druck erzeugt. Zudem gibt es noch den Blen­den­ring und die Blen­den­me­cha­nik. Alte Ana­log­ob­jek­ti­ve sind nicht her­me­tisch abge­rie­gelt, und mit lan­ger Nut­zungs­zeit gelan­gen Staub und klei­ne Fus­sel hin­ein. Leuch­tet man von hin­ten durch das Objek­tiv und blickt seit­lich vorn hin­ein – Vor­sicht vor dem Licht­strahl, gera­de bei star­ken LED-Lam­pen – , lässt sich sehr leicht erken­nen, ob die Lin­sen, gelin­de gesagt, völ­lig ver­dreckt sind, oder noch im annehm­ba­ren Bereich. Ein wenig Staub macht sich weder beim Foto­gra­fie­ren, noch auf den Fotos bemerk­bar, selbst bei unmit­tel­ba­rem und star­kem Gegen­licht nicht.

Altes Ana­log­ob­jek­tiv vs. moder­ne Pro­duk­ti­on

Vie­le der auf­ge­führ­ten Pro­ble­me tre­ten bei neu pro­du­zier­ten Ana­log­ob­jek­ti­ven nicht auf. Hier gel­ten rein die phy­si­ka­lisch-opti­schen Eigen­schaf­ten, und die Ver­or­tung des per­sön­li­chen Preis-Lei­stungs-Ver­hält­nis­ses. Letzt­end­lich bie­tet sich auch immer an, ein Objek­tiv ein­fach aus­zu­pro­bie­ren, und es, bei Nicht­ge­fal­len, wei­ter­zu­ver­kau­fen, oder einem foto­be­gei­ster­ten Bekann­ten zu schen­ken. Bei gebrauch­ten Objek­ti­ven ist der Wert­ver­lust gering, und im mitt­le­ren Qua­li­täts­be­reich sind auch die Prei­se mode­rat.

Was bei einem guten Ana­log­ob­jek­tiv aber immer gege­ben ist: die unver­se­hens ent­fes­sel­te Fas­zi­na­ti­on an der Tech­nik, und die Neu­ent­deckung der Foto­gra­fie.